"...Die moderne Verhaltensforschung erlaubt es, die sagenumwobenen Tiere heute etwas besser einzuschätzen... Zoologen beeindrucken sie vor allem mit ihrer herausragenden Intelligenz und ihrem komplexen Sozialverhalten. Dennoch ist die Vogelart immer noch nicht frei von "übler Nachrede". So hat sich der Begrif der "Rabenmutter" bis heute harnäckig gehalten, obwohl ihn der Altvater der Zoologen, Alfred Brehm, bereits im letzten Jahrhundert als "verleumderisches Sprichwort" verurteilte... Mehrere Jahre beobachtete Robert Heinsohn von der National-Universität in Canberra das Verhalten einer im australischen Gebirge lebenden Rabenart...Die Vögel...sind ausgesprochen gesellige Wesen. Sie leben in Gruppen von fünf bis sechs Tieren und unterstützen sich gegenseitig. So beteiligen sich im Spätsommer alle Mitglieder der Rabengemeinschaft am Bau eines Schlammnests, in das eine oder mehrere Weibchen ihre Eier legen. Das Brutgeschäft bleibt dann nicht nur Aufgabe der Mutter, sondern wird reihum von allen Angehörigen der Kommune erledigt. Schlüpfen die Jungen und schreien nach Futter, dann können sich die Eltern auf die unermüdliche Hilfe ihrer Artgenossen verlassen...Wie viele Rabenkinder überleben, hängt in erster Linie von der Zahl der Helfer ab. Alleinbrütende Krähenpaare waren in Heinsohns Feldstudie nicht in der Lage, ihre Jungen durchzubringen. Wahrscheinlich, schreibt der Biologe, sind kleine Rabenfamilien von den Aufgaben des Brütens, Futtersuchens und des Wachens über ihren Nachwuchs überfordert..."